Unterschrift
19. August 2023
Ich war 32 Jahre Notar und habe
wohl ein paar Tausend Unterschriften
älterer Menschen unter Verträge,
Testamente oder Vollmachten ent-
gegen genommen: es ist normal, daß sich
die Unterschrift im Laufe der Jahre wandelt.
Das bewirken Schreibgeräte, Gesundheit
(Arthrose etc.) und sonstiges. Nun macht
die Süddeutsche darauf aufmerksam, daß
unser digitaler Alltag weitere Änderung bewirkt.
"Abgeschrieben, stirbt unser persönliches Autogramm
aus ?" lauten Frage und Antwort zugleich: Wir
brauchen die Unterschrift nur noch auf dem
Touchpad des Paketboten. Klar, daß dies dazu führen
wird, daß in Zukunft noch weniger erfolgreich
nachgewisen werden kann, daß die Unterschrift
unter dem Testament nicht von Vater, Mutter,
Gattin, Partnerin, Sohn oder Tochter stammt.
Sprich: Anfechtungen von Testamenten wegen
angeblicher Fälschung von Unterschriften werden
noch weniger Erfolg haben als bisher. Und:
der Anfechtende trägt die Beweislast.
Nur Zweifel zu sähen, reicht nicht aus. Der
Unterlegene zahlt es mit Zeit, Geld und Nerven !