Erstgeborene
22. April 2019
Primogenitur, birth right / Geburtsrecht, Stammhalter -
sind die Stichworte, die seit altersher die Rolle umschreiben.
Von einer besonderen Rolle ist die Rede, der Verantwortung und der Eigeninitiative, auch davon, daß sich die Eltern hier am meisten Mühe geben.
Schon das Alte Testament schreibt die Geschichte der Zwillingsbrüder Jakob und Esau:
Esau war als Erster geboren. Jakob versuchte sich schon im Geburtskanal vorzudrängen, um das Erstgeburtsrecht zu erhalten.
Seine Hand hielt sich an der Ferse Esaus fest. Man nannte ihn Jakob, den Fersenhalter,
Genesis, 25,24.
Das hätte ihm immerhin zwei Drittel des väterlichen Besitzes zugesichert.
Das funktionierte nicht, aber Jakob zeigt sich erfinderisch im Erbschleichen.
Als Esau hungrig vom Feld kommt, gibt ihm Jakob einen Teller Linsensuppe – unter der Bedingung, dass ihm Esau das Recht des Erstgeborenen abtritt.
Der hungrige Esau sagt zu.
Die Erzählung wird zur handfesten Betrugsgeschichte:
Auf Anraten seiner Mutter Rebecca hin verkleidet er sich als sein Bruder Esau, der etwas behaarter ist, er legt sich Tierfelle um und
geht so zum dem altbetagten und vor allem blinden Vater Isaak, damit dieser ihm den Erstgeburtssegen gebe und
dieser Erstgeburtssegen macht ihn dann zum neuen Patriarchen, Segenträger und Erben.
aus: Prinzenrolle: Lust & Frust Erstgeborener,
Lebenszeichen, WDR, 7. April 2019