Organspende
05. September 2018
zu meinem Entsetzen spricht sich Prantl in der Süddeutschen Zeitung vehement gegen die Widerspruchslösung aus.
Das kann nicht unwidersprochen bleiben.
Ich schrieb ihm:
... vlt haben Sie juristisch sogar recht,Herr Prantl,aber meine Meinung ist, dass schon der Wortgebrauch Ersatzteillager, der Anklang ans Eigentum, die Negation der Soldarität per Gesetz, tendenziös ist undauch ein Ausdruck ist der um sich greifenden Hartherzigkeit, des klar definierten Egoismus zu Lasten des Allgemeinwohls, der Abgrenzung von sich selbst der Gesellschaft gegenüber,Hauptsache „Ich“,bei gleichzeitigem Kassieren der Wohltaten von Eurotransplant, als ob dort krasses Unrecht in Gestalt der Widerspruchslösung herrsche.Den Organspendeskandal von 2012 anzuführen, sehe ich als unlauter an:Sie werden Manipulationen von Wartelisten finden, aber keinen Fall, wo etwa ein Nichtkranker Organe von einem Nichttoten erhielt.Die Skandale sind direkte Folge des Organmangels - und dürften nicht zur Verteufelung des Systems benutzt werden.Der deutsche Michel mimt hier den Superkorrekten, hat aberkein Problem damit, sich ein Organ aus Österreich, Spanien oder den Niederlanden einpflanzen zu lassen.Pah.Stattdessen müssen etwa, was kein Mensch sieht, deutsche Ärzte Herrgott spielen, indem sie einem Alkoholiker, der zur Op mit ’ner Fahne erscheint, das Organ verweigern.Wäre in Österreich undenkbar...Irgendwelche Unzuträglichkeiten muss die Gesellschaft hinnehmen, wenn sie zu menschlichen Lösungen kommen will;wer widerspricht, mag eine Verfügung mit NEIN bei sich tragen. Das ist zumutbar und das klar geringere Übelgegenüber ein paar Tausend, die (nur) deshalb sterben, weil der deutsche Michel sich in seiner Bräsigkeit einfach nicht zu einem JA aufraffen kann.Oder wollen Sie behaupten, das sei wohlüberlegte Wahrnehmung des Selbstbestimmungsrechtes ?Nein - hier wird eine große Chance zur Mitmenschlichkeit verspielt - das darf Politik anklingen lassen, mehr noch einfordern,meintGBPrantl schrieb lakonisch zurück, das sei "alles richtig, aber nicht per Gesetz anordnen".Das forderte erst recht meinen Widerspruch heraus; ich schrieb:Eine Widerspruchslösung kann doch nur durch demokratischen Entscheid des Bundestages Gesetz werden,
aber dort - wie in der Gesellschaft - kommen die Kontrahenten (wie immer bei diesen Themen querbeet auf alle Fraktionen verteilt)
mit nur-juristischer Betrachtung nicht zu menschlichen Lösungen. Es muss eben mit Feuer und Flamme für Solidarität gefochten werden.
Leider liefern Sie der Gegenposition wohlfeile Argumente - so wird es keinen Disput für Menschlichkeit geben, so würgt man schon den Impuls ab.
Da würd ich mir jetzt einen ernsthaften Dialog von wirklich Verantwortlichen wünschen, fragen Sie die mal - wie Prof. Viebahn aus Bochum,
die sind auch sauer auf die Süddeutsche, weil Christina Berndt auch mit der o.g. „Masche“ Erfolg hatte bei der Verteufelung der ganzen Praxis.
Meiner Meinung sind die Zahlen auch deswegen ins Bodenlose gefallen, weil die Ärzte total entmutigt sind, Angehörige auf die Organspende anzusprechen, wenn‘s passiert.
Wenn ‚alles richtig’ ist, was ich schrieb, dann sind auch diese Mechanismen anzusprechen. Verweigerte Mitmenschlichkeit soll sich nicht als gesetzeskonform brüsten - und aufs Juristische zurückziehen - dürfen.