Nebel im Kopf
13. April 2008
Hör-Tipp:
Wenn der Nebel im Kopf dichter wird
Über die schwierige Entscheidung von Angehörigen, ihre Nächsten der Obhut eines Pflegeheims anzuvertrauen. Gerichtliche Betreuung ist dann unumgänglich - wohl dem, der mit einer Vorsorgevollmacht vorgesorgt hat.
"Meine Mutter glaubte, es sei Krieg: Man habe sie gefangengenommen, und nun werde sie vom Feind überwacht". Mit diesen Worten beginnt der niederländische Essayist Cyrille Offermans sein anrührendes Buch"Warum ich meine demente Mutter belüge".
Wie Offermans ist auch die Autorin nicht in der Lage, der dementen Mutter die Wahrheit zu sagen. Ein Sanatoriumsaufenthalt sei geplant, damit die Mutter wieder zu Kräften käme. Das Wort "Heim" nimmt sie nicht in den Mund, hatten die Eltern ihr doch einst das Verspre-chen abgenommen, sie niemals dorthin "abzuschieben".
Lange kämpft die Autorin gegen diesen Vertrauensbruch, sucht und findet Rat bei sozialen Diensten, lässt sich von anderen betroffenen erwachsenen Kindern deren Situation erzählen. Ein Altersmediziner, ein Geriater, lehrt sie, den Nebel im Kopf der Mutter zu durchschauen und sich gemeinsam mit ihr darin fortzutasten. Am Ende erkennt sie, dass ein Heim keine Verwahr-Anstalt sein muss, sondern als geschützter Ort zu einer allerletzten Heimat werden kann.