Pablo Neruda, Testament
T e s t a m e n t
Ich hinterlasse den Gewerkschaften von Kupfer, Kohle und Salpeter mein Haus am Rande des Meers von Isla Negra.
Ich möchte, dass dort die mißhandelten Söhne meines Heimatlandes Frieden finden, das, von Äxten und Verrätern geplündert, verwüstet daliegt in seinem heiligen Blut, aufgezehrt im vulkanischen Lumpengewand.
Ich möchte, dass in der reinen Liebe, die mein Bereich durchströmen wird, die Ermüdeten ausruhen, an meinen Tisch die Unbekannten sich setzen, auf meinem Bett die Versehrten Ruhe finden.
Bruder, dies ist mein Haus, tritt ein in die Welt von Meeresflora und gestirntem Gestein, die ich in meiner Dürftigkeit kämpfend erreichet. Hier in meinem Fenster erblühe der Laut wie in einer wachsenden Muschel und dann verankert er seine Dehnung in meiner wirren Geologie.
Du kommst aus segenden Schächten, aus von Haß zerstückelten Tunnels, vom Schwefelstoß der Luft: hier hast du den Frieden, den ich für dich ausersehe, Wasser und Weite meiner ozeanischen Welt.
Pablo Neruda, aus: „Der große Gesang“, deutsch von Erich Arendt