Ted Champion, Walliser
Super-Geizkragen vererbt 700 000 DM
Heilsarmee und Tierschutzverein freuen sich
In einem walisischen Dorf starb 89jährig ein sehr sparsamer Mensch. Ted Champion hinterließ 280 000 Pfund (700 000 DM) , die sich jetzt Heilsarmee und Tierschutzverein vergnügt teilen.
Der exzentrische Rentner hat sein kleines Heim in Gwaelod y Garth bei Cardiff nie geheizt. Strom erschien ihm viel zu teuer. So tastete sich der Waliser im Dunkeln ins Bett, in dem ihn alte Zeitungen wärmten.
In seinem Dorf war der Mann allgemein als „Scrooge“ bekannt, eine Figur von sprichwörtlichem Geiz aus einem Roman von Charles Dickens. Man war sich auch sicher, dass Champions einfacher Lebensstil den lachenden Erben eine kleine Barschaft garantieren würde.
Nach seiner aktiven Zeit als Museumswärter verlegte sich der Waliser ganz auf eine strikte Ausgabenkontrolle.
Als erstes am Morgen durchwühlte Champion die Mülltonnen seiner Nachbarn nach brauchbaren Resten. Nicht abgestempelte Briefmarken löste er von Umschlägen und wanderte dann vier Kilometer zum nächsten Postamt, wo er um etwas Leim bat, um die Wertzeichen wieder instand zu setzen.
Auf dem Rückweg kehrte der rüstige Rentner erst beim Zeitungshändler ein, um sich über den Lauf der Welt zu informieren (gekauft hat er nie eins der Blätter), dann drückte er beim Obsthändler den Preis für angestoßene Ware.
Das „alte und bedürftige Ehepaar“, dem der Exzentriker sein verwohntes Heim hinterließ, wird erstmal ganz schön investieren müssen, um diesen Teil der Erbschaft richtig genießen zu können.
Erst nach seinem Tode wurde Ted Champion richtig prominent. Kopien seines Testaments werden jetzt von der Frau des Obsthändlers für 25 Pfennig unters neugierige Volk gebracht. Und Bryn Richards, der Lehrer, kann nur Gutes sagen über die intellektuellen Fähigkeiten des „Champions aller Geizkragen“:
„ Er wußte alles über Literatur und Philosophie.“
WAZ v. 21.07.1994 Ulrich Schilling-Strack