Dorothy Allen, USA
Millionärswitwe schlug Erben ein Schnippchen
Der reichen Witwe Dorothea Allen muß es ein großes Vergnügen bereitet haben, allen Erben und Erbschleichern ein Schnippchen zu schlagen. Als sie 89-jährig in ihrem englischen Herrenhaus starb, stellte sich heraus, daß sie alle Hinweise auf ihre Vergangenheit gründlich beseitigt hatte. Ihren Schmuck hatte sie versteckt. Alle Schlüssel des Hauses waren vertauscht. Da die Suche nach Angehörigen vergeblich geblieben war, wurde der Millionen-Nachlaß jetzt versteigert. Der Erlös fiel ans Schatzamt in London.
Dabei hatten sich Glücksritter aus aller Welt um das Vermögen der Anfang 1990 Verstorbenen bemüht, die ihre letzten Jahre völlig zurückgezogen verlebte. Amtliche Nachforschungen wurden in Großbritannien, auf dem europäischen Kontinent und in den USA angestellt. Von verschiedenen Bewerbern konnte keiner überzeugend nachweisen, daß Familienbeziehungen zu ihr bestanden.
Mit großer Energie muß Dorothea Allen alles Schriftliche zerstört haben. Sie verbrannte alte Briefe und Familienpapiere. Ihren Reisepaß zerschnitt sie, damit nicht herauszufinden war, wo sie geboren war. Ein Testament wurde nicht gefunden. Die Auktionsfirma mußte schließlich Schlosser herbeirufen, da mit Absicht alle Schlüsselanhänger vertauscht worden waren. Die Juwelen lagen in Safes, die an verschiedenen Stellen des Hauses versteckt waren. Die Versteigerung von Haus, Mobiliar, Schmuck und Kleidung erbrachte 4,6 Millionen DM.
Das Vermögen Dorothea Allen und ihres Mannes Eric, der schon 1965 starb, rührte von einer Miederfabrik her. Früher besaßen sie elegante Wohnungen in London und New York, einen Landsitz auf Barbados. Das kinderlose Ehepaar führte ein Leben im großen Stil, fuhr 1. Klasse auf Luxuskreuzern und hielt sich eine Yacht in der Karibik. Ein Mitarbeiter, der mit den Nachlaß-Nachforschun-gen befaßten Kanzlei vermutete:
„Diese Dame wurde wohl unehelich geboren, und um im Leben vorwärtszukommen, änderte sie ihren Namen.“ Ihr Geheimnis starb mit ihr.
WAZ aus dem Jahre 1992