Thomas Mann's Vater
Es ist bekannt, daß Thomas Mann aus einer Lübecker Senatoren-Familie stammte. Namentlich die Erstgeborenen hatten - das war ungeschriebenes Gesetz - Kaufleute oder Juristen zu werden.
Zeigte ein Kind stattdessen musische Neigungen, so trieb man ihm derartige Flausen ungeniert und wenig zimperlich aus. Man lese in den "Buddenbrooks" nach über das Verhältnis des Konsuls zu seinem von der Mutter beschützten Sohn Hanno.
Der erstgeborene Sohn Heinrich hatte eine ebensolche Mutter, Tochter eines brasilianischen Plantagenbesitzers.
Senator Mann wußte sich daher keinen anderen Rat, als in sein Testament zu schreiben:
"Den Vormündern mache ich die Einwirkung auf eine praktische Erziehung meiner Kinder zur Pflicht.
Soweit sie es können, ist den Neigungen meines ältesten Sohnes zu einer literarischen Tätigkeit entgegenzutreten."
nach: Heinrich Breloer, Unterwegs zur Familie Mann, 2001, S.473
Gemeint war Heinrich, nicht Thomas Mann. Dennoch: Auch er war ein erfolfgreicher und bedeutender Schriftsteller.
Wie schön, daß der lange Arm so manches Patriarchen mit seinem Tod dann doch erlahmt und sich Begabung, Drang und Eigensinn gegen väterliche Fürsorge bahnbrechen.
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