Heiligenstädter Testament
Das "Heiligenstädter Testament" wird nur so genannt; es ist ein Brief Beethovens an seine Brüder, der seine tiefe Verzweiflung über seine Taubheit ausdrückt.
Heiligenstadt war ein kleines Winzerdorf, heute gehört es zu Wien, Beethoven verbrachte dort gern den Sommer.
Der Brief wurde nie abgeschickt und wurde erst nach Beethovens Tod gefunden.
Auszüge:
"Oh ihr Menschen, die ihr mich für feindselig, störrisch oder misanthropisch haltet, wie unrecht tut ihr mir! Ihr wißt nicht die geheime Ursache von dem, was euch so scheinet. Mein Herz und mein Sinn waren von Kindheit an für das zarte Gefühl des Wohlwollens.
Selbst große Handlungen zu verrichten, dazu war ich immer aufgelegt. Aber bedenket nur, daß seit 6 Jahren ein heilloser Zustand mich befallen, durch unvernünftige Ärzte verschlimmert. Von Jahr zu Jahr in der Hoffnung gebessert zu werden, betrogen...
Selbst empfänglich für die Zerstreuungen der Gesellschaft, mußte ich früh mich absondern, einsam mein Leben zubringen. Wollte ich auch zuweilen mich einmal über alles das hinaussetzen, oh, wie hart wurde ich durch die verdoppelte traurige Erfahrung meines schlechten Gehörs dann zurückgesto-ßen. Und doch war es mir nicht möglich, den Menschen zu sagen: sprecht lauter, schreit, denn ich bin taub...
Wie ein Verbannter muß ich leben. Nahe ich mich einer Gesellschaft, so überfällt mich eine heiße Ängstlichkeit, indem ich befürchte, in Gefahr gesetzt zu werden, meinen Zustand merken zu lassen...
Welche Demütigung, wenn jemand neben mir stand und von weitem eine Flöte hörte und ich nichts hörte. Solche Ereignisse brachten mich nahe an den Rand der Verzweiflung: es fehlte wenig und ich endigte selbst mein Leben. Nur sie, die Kunst, sie hielt mich zurück..