Landshut
14. April 2009
Erbstreit vor Gericht: Mann schießt Schwägerin nieder, verletzt mehrere Menschen und tötet sich anschließend selbst.
In einer Verhandlungspause zieht ein 60-jähriger Koch aus Dingolfing vor dem Sitzungssaal einen Revolver. Mehrere Schüsse fallen. Zwei Menschen werden schwer verletzt, ein Rechtsanwalt und eine Frau. Die 48 Jahre alte Schwägerin des Täters stirbt. Sanitäter versuchen vergeblich, das Leben der Frau zu retten.
Der Mann, der als Beklagter an dem Prozess beteiligt war, habe sich nach der Schießerei auf dem Gang in den Sitzungssaal zurückgezogen und sich mit einem Kopfschuss selbst gerichtet.
So lautet die Kurzfassung der kaum faßbaren Ereignisse um einen Erbstreit in Bayern.
Wer als Anwalt in Erbsachen unterwegs ist, reagiert betroffen, ja geschockt: Mir reichte bereits eine ähnliche Situation, als in der Verhandlungspause beim Landgericht Bochum der Gegner auf seine Schwester, meine Mandantin, losging und ihr die (dicke) Akte auf den Kopf schlug, ebenfalls aus "heiterem Himmel". Der Kammervorsitzende beorderte Justizwachtmeister in den Saal zum Schutze der Mandantin.
Person und Sache sind stets zu trennen; schon im Stil des Streitens ist die andere Seite zu respektieren. Aber die Streitenden werden bisweilen von Haß getrieben, der bis in ihre Kindheit zurückreicht.
Niemals darf sich ein Anwalt hier zum Werkzeug machen lassen !
Erstaunlich an dem Vorfall in Bayern ist, daß dort - im Lande Beckstein´s und Co. - keine Kontrollen vor Gericht stattfinden. Das fiel mir vor kurzem auf, als ich Gerichtstermine in Wolfratshausen, dem Wohnort Stoiber´s, wahrzunehmen hatte:
Jeder, der will, spaziert fröhlich-unkontrolliert im Gerichtsgebäude herum.
In NRW gibt es seit ca.10 Jahren Kontrollen wie an Flughäfen; der Eingangsbereich des hiesigen Amtsgerichts wurde wegen der Schleuse sogar extra erweitert (Foto oben).