Erbstück
16. August 2008
Vier Stunden gestritten beim Landgericht Bochum (gottseidank, der Prozeß ist aus - Sonderlob für Vorsitzenden Richter Laube als Einzel-richter) um einen Nachlaß mit Zweifamilienhaus und Ferienwohnung, dickem Bankkonto in Luxemburg, Mercedes-Benz und Co.
Aber die - verhältnismäßig - längste Zeit beschäftigte uns der ideelle Nachlaß:
Erinnerungsstücke an den Vater der beiden Mandantinnen, die sich gegen die (böse) Stiefmutter wehren .
Alte Lexika, China-Porzellan-Tee-Service, 12-teilig, und so weiter. Als es für Minuten um eine mysteriöse Tischfigur mit der Bezeichnung "Honig-Schlecker" geht, wechsele ich mit den hinten sitzenden Ehemännern der von mir vertretenen Schwestern schmunzelnde Blicke.
Woran doch das Herz hängen kann...
Allerdings, die Mandantinnen befinden sich in bester Gesellschaft:
Der amerikanische Autor Philip Roth beklagt sich in seinem Buch "Patrimony" bitter, sein Vater habe ihm nicht einmal ein Erinnerungsstück vermacht...
Marcel Reich-Ranicki erwähnt in "Mein Leben" (S.138) wie glücklich er war, als ihm seine Onkel die "wertlose" Armbanduhr seines Lieblings-Opas überließen, der ein armer Rabbiner ("hatte nichts, aber auch garrrr nichts zu vererrben") war.
Patek-Philippe, Luxus-Uhren, dagegen werben mit dem Slogan:
"Eine Patek .. hat man nie für sich allein... man bewahrt sie eigentlich schon für die nächste Generation."