Heinrich Heine
05. Februar 2006
Gestern Abend - die Gattin schaut im Cineworld "Walk the line" an, den Film über Johnny Cash - sitze ich bildungsbeflissen vor dem "Literarischen Quartett" auf 3sat, aufgezeichnet vor erlauchtem Publikum im Hamburger Schauspielhaus. Kult pur!
Das Thema lautet: Heinrich Heine - am 17.Februar begehen wir den 150.Todestag. Im Quartett: Licht und Schatten - manches zum Mitschreiben, anderes kaum zu ertragen.
Monika Maron ("Flugasche") eine glatte Fehlbesetzung - nur abstraktes Geschwafel (Kosmopolit usw.). Rudernde Gesten, die nichts besagen. Sie bringt ihn uns nicht näher.
Offenbar auf Geheiß von Reich-Ranicki stellt Iris Radisch das Gedicht von dem Fräulein am Meer vor, Helmut Karasek das vom "verliebten Jüngling" und der alten Geschichte...
Am besten ist Reich-Ranicki selbst, wenn er zusammenfaßt:
Heine - das war "Vernunft gegen romantische Schwärmerei", die "Synthese von Gesang und Gedanke". Treffender wäre gewesen: Zweiklang - das fanden auch die Komponisten; über 8000 Vertonungen soll es von Heine geben!
Derart angeregt greife ich zu meinem "Insel Heine" und blättere darin. 1972 gekauft, als ich Abitur machte und Heines 175. Geburtstag gefeiert wurde.
Der konnte schreiben, o Mann. Der wollte seinen Leser erfreuen. Er spricht ihn immer wieder an mit "lieber Leser", ja er duzt ihn sogar. Das wird nie anbiedernd, es bewahrt ihn aber vor Gestelze und Schwulst. In seinen Reiseberichten schreibt er wie ein Reporter; ein Vater des heutigen Journalismus. Er ist immer anschaulich, klar - wie die Franzosen - und quicklebendig. Liest sich geradezu modern. Und: ein herrliches Lästermaul - der Harald Schmidt der Romantik!
Für Juristen ist Heinrich Heine auch ein Kollege - einer der aufgeklärten. Lesetipp für Juristen:
"Diese illiberalste Wissenschaft", Aufsatz von Dr.Stefan Söhn in der NJW 1998, S. 1358 ff zum 200.Geburtstag Heines.