Schutzengel
14. Januar 2022
... vor 16 Jahren war hier zu lesen:
Die Metropolitan Opera in New York
hat die höchste private Spende
in ihrer Geschichte bekommen.
25 Mio $ (20 Mio €).
Die „New York Times“ berichtete, das Geld
stamme von den Ölmagnaten
Mercedes und Sidd Bass aus Texas.
"Der Schutzengel der Met hat sein Gesicht gezeigt“,
sagte Geschäftsführer Joseph Volpe.
Nun könne er nach 42-jährigem Dienst ruhigen Gewissens
in Rente gehen. Bisher war man für die Saison
von einem Millionen Defizit ausgegangen.
WAZ vom 6.01.2006
Soll man das nun gut finden oder nicht?
Die Superreichen mimen den
Schutzengel der Hochkultur,
polieren so ihr Image auf und sparen auch noch Steuern dabei -
einer der Gründe, warum die öffentlichen Kassen leer sind.
Das mißfällt mir sogar an "Matchpoint", dem neuen Woody-Allen-Film:
Die Hochfinanz als Förderer der schönen Künste,
man hat eine Loge in Covent-Garden,
nicht nur das Appartment mit Blick auf die Themse - alles eine Geschmacksfrage.
Im Hintergrund läuft die Arie Una furtiva lagrima aus
Donizetti´s Liebestrank, gesungen von Enrico Caruso.
Ach, was sind wir hip!
Seien wir froh, daß diese Reichen noch Stil haben,
sonst hieße die Met vielleicht morgen Mercedes-Bass-Opera.
Was dann auch Silvio Berlusconi bei der
Mailänder Scala auf den Plan rüfe.
Oder das Bolschoi-Theater in Moskau
wird demnächst in Alexej-Miller-Theater umbenannt,
nach dem Chef von Gazprom...
Das sind mir so Schutzengel -
etwa so wie Wladimir Putin
ein "lupenreiner Demokrat" (Gerhard Schröder) ist...!