Lokführer
25. Oktober 2007
Für Sie gelesen:
"Lukas hat nie gestreikt. Von einer Gewerkschaft hat man auf Lummerland ebenfalls noch nie gehört, obwohl die Arbeitsbedingungen im internationalen Vergleich skandalös sind. Gegen Alfons den Viertel-vor-Zwölften ist Hartmut Mehdorn ein lupenreiner Demokrat. Während der König von Lummerland den ganzen Tag mit Schlafrock, Pantoffeln und Krone dasitzt und in sein goldenes Telefon spricht, müssen seine Lokführer ohne Arbeitszeitkonten und irgendwelche Tarifverträge unermüdlich ihre Runden durch die fünf Tunnel der Insel drehen...
An Sonn- und Feiertagen tritt Alfons um genau Viertel vor zwölf ans Fenster, dann dürfen ihn seine Untertanen bejubeln, und die Lokomotive Emma muss dazu pfeifen. Und nur an hohen Festtagen bekommt Lukas vom König ein Eis aus dem Laden von Frau Waas spendiert, was ihm offenbar als Feiertagszuschlag reicht.
Ansonsten aber ähneln die Verhältnisse auf Lummerland genau den ostdeutschen Regionalbahnhofsörtchen, die jetzt vom Rest des Landes abgeschnitten werden wie die „Schwimmende Insel“: schwache Infrastruktur, Überalterung, Kindermangel. Und wer die Bahn-Hotline anruft, dem ergeht es wie den Lummerländern: „Eine Insel mit zwei Bergen und dem Fernsprechtelefon. / Wählt man nur die richt’ge Nummer, klappt auch die Verbindung schon. / ,Hallo, hier ist falsch verbunden!’ - ,Wollen Sie sich jetzt beschwer’n?’ / ,Nein, warum? Das kann passier’n.’ - ,Also dann auf Wiederhör’n!’“
Mehr davon in der herrlichen Kolumne von Richard Kämmerlings in FAZ.NET vom 25.10.2007