SPIEGEL
05. Juni 2021
... sieh da sieh da Relotius
Kluger Text
von Willi Winkler
in der Süddeutschen - vor zwei Jahren
über den internen Bericht des SPIEGEL zum Fall Relotius.
K e r n s a t z :
"Der Lyriker
Hans Magnus Enzensberger
hat der "Sprache des Spiegel" im Jahr 1957
im damaligen Süddeutschen Rundfunk
ein einstündiges Feature gewidmet.
Er zitierte dafür aus dem Spiegel-Statut:
"Die Form, in der der Spiegel seinen Nachrichtengehalt
an den Leser heranträgt, ist die Story."
Der Sinn der Story sei es, so erläuterte
der studierte Germanist bereits vor 62 Jahren,
"die Nachricht in ein pseudoästhetisches Gebilde
zu verwandeln, sie aus dem Kontext der Situation zu entfernen.
(...)
Nachrichten sind für Unterhaltungszwecke
im Allgemeinen ungeeignet,
sie sind kein Genuss-, sondern ein Orientierungsmittel.
Dagegen stellt die Story ganz andere Bedingungen:
Sie muss Anfang und Ende haben, eine Handlung,
und vor allem einen Helden.
Echte Nachrichten ermangeln leider oft dieser Eigenschaften.
Umso schlimmer für die Nachrichten, scheint der Spiegel sich zu sagen."
Tja.