Demografischer Wandel
02. Mai 2019
... Lebensläufe völlig neu denken
Er wird heute 74 - FAZ-Interview von 2007 mit dem
Bevölkerungswissenschaftler James Vaupel:
Kein anderes Land hat so viel Angst vor dem demographischen Wandel wie Deutschland.
(Deutschland hat die zweiälteste Bevölkerung der Welt !)
Es gab eine Meinungsumfrage, bei der die meisten Teilnehmer angaben, dass die Zukunft schlechter sein wird als die Vergangenheit - woher nehmen sie diesen Pessimismus ?
Die Deutschen haben zwei Weltkriege, Hitler, den Kommunismus überstanden und leben im Wohlstand.
Als Amerikaner bin ich da auch nach mehr als zehn Jahren in Deutschland noch immer erstaunt.
Ich kenne keine seriöse ökonomische Prognose, die davon ausgeht, dass die Deutschen im Jahr 2030 ärmer sein werden als heute.
Wenn es gelingt, das reale Rentenalter zunächst auf die offizielle Grenze von fünfundsechzig Jahren zu bringen und dann auf siebenundsechzig Jahre anzuheben, gerät das Rentensystem nicht aus den Fugen.
Damit dies so kommt, muss enorm viel passieren, die Arbeitskraft der Älteren darf zum Beispiel nicht weiter grundsätzlich so teuer bleiben, Arbeitgeber sollten Ältere nicht als unproduktiv abstempeln.
Die Älteren können sehr wohl noch arbeiten. Sie pflegen Gärten, waschen Wäsche.
Nur frage ich mich, warum der Ingenieur im Fenster putzen muss und nicht weiter als Ingenieur arbeiten kann.
Das ist in der Realität alles machbar, wie andere Länder zeigen, etwa Dänemark.
Ich setze darauf, dass die Alten der Zukunft so weise sein werden, ihre eigene Gerontokratie zu verhindern.
Sonst wird man sich über die Auswanderung von jungen hochqualifizierten Menschen noch mehr Sorgen machen müssen.
Man muss dafür sorgen, dass mehr Hochqualifizierte nach Deutschland einwandern.
Sie brauchen gute Gründe, nicht nach Amerika oder Kanada zu gehen,
Länder, die eine optimistische Kultur und viele Einstiegschancen bieten.