Gisbert Bultmann
Rechtsanwalt & Notar a.D.
 

Ambrose Bierce, Milton Gilson

 

Szene aus einer Erzählung von Ambrose Bierce:

 

Goldgräbersiedlung im „Wilden Westen“,

die den bezeichnenden Namen „Mammon Hill“ trägt.

 

Unter den dort ansässigen Glücksrittern gibt es einen,

der mehr Fortüne zu haben scheint als die anderen.

Milton Gilson ist ein Außenseiter und ein Mann, der –

so die allgemeine Meinung - beim Pokern mehr Gold verliert, als er selbst geschürt haben kann.

 

Das Gerücht macht die Runde, er habe sich

aus den Goldwaschtrögen der anderen Goldgräber bedient.

 

Niemand in der Stadt gibt mehr viel auf Gilsons Leben,

als dieser von seinem Feind,

dem einflussreichen Ortshonoratioren

Henry Brentshaw,

angeblich bei einem Pferdediebstahl ertappt

und der Justiz überverantwortet wird.

 

Man ist sich einig:

Gilson muss sterben.

 

In der Nacht, bevor man kurzen Prozess mit ihm

macht und Gilson aufgeknüpft wird,

setzt er in einem Testament besagten Brentshaw

zu seinem Universalvermächtnisnehmer ein.

 

In den Kleidern des Gehenkten findet man

zudem ein

Kodizill

folgenden Inhalts:

 

"Jeder, dem es in den nächsten fünf Jahren nach der Errichtung gelingt,

vor Gericht den Beweis zu führen,

dass der Erblasser ihn tatsächlich bestohlen hat,

soll abzüglich der Gerichts- und außergerichtlichen Kosten

sowie einer Aufwandsentschädigung für Henry Brentshaw

als Schadensersatz den gesamten Nachlass herausverlangen können.

 

Gelingt der Nachweis mehreren Personen, soll das Vermögen entsprechend geteilt werden.

Kann aber niemand den Erblasser in der Fünfjahresfrist

eines Diebstahls überführen, verbleibt die Erbschaft

endgültig dem testamentarisch begünstigten Henry Brentshaw."

 

In der Folgezeit versucht fast jeder Einwohner der Stadt sein Glück

und zieht mit der Behauptung vor Gericht, der Erblasser habe ihn bestohlen.

 

Der Bedachte Brentshaw hingegen entdeckt

plötzlich die positiven Eigenschaften des Erblassers.

Es werden bestochene Zeugen aufgeboten,

die der Legatar mit noch höheren Summen in seinem Sinn beeinflusst.

Keine Klage hat Erfolg.

 

Aber der große Nachlass des Erblassers wird über die Jahre

von Gerichtsgebühren und Anwaltskosten aufgezehrt

sowie von den Aufwendungen für die Errichtung eines Standbilds des Erblassers,

das ihn als Wohltäter der Stadt darstellt.

 

Harry Brentshaw hat der Versuchung nicht widerstanden:

 

Das Testament des von ihm zur Strecke gebrachten Erblassers

hat ihn selbst ins Verderben geführt - weil er sich nicht von ihm distanzierte.

Im letzten Akt auf dem Friedhof erkennt er seinen Fehler - doch zu spät.

Am nächsten Morgen findet man seine Leiche inmitten des Chaos:

 

dead among the dead,

 

schließt die Geschichte.

 

aus:

Dr. Inge Kroppenberg,

 

"Wer lebt hat Recht" -

Lebzeitiges Rechtsdenken als Fremdkörper

in der Inhaltskontrolle von Verfügungen von Todes wegen,

in:

Deutsche Notar-Zeitschrift (DNotZ)  2006, S. 86-105

 

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